Episode 5: Gift



„Lilly?...Lilly?“ ,Yuri lief die Treppe nach oben,rechts herum in Lillys Zimmer. In der Hand hielt sie die Spieluhr. „Lilly?!“ ,ein wenig genervt hielt sie inne. Konnte ihre neue Freundin sie doch gar nicht verstehen,weil sie auf ihrem Bett lag und Musik über ihren MP 3-Player hörte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“, murmelte Yuri und nahm behutsam einen der Stöpsel aus Lillys Ohren. Sichtlich verwundert drehte diese sich um. „Was ist denn los?“, fragte sie. Sofort fiel ihr Blick auf die mahagoniefarbene Dose. Yuri setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. „Schau doch mal. Die Zeit hat sich verändert.“ Lilly nahm Yuri die Schatulle ab und untersuchte sie besorgt. „Das ist aber merkwürdig“,stellte sie fest. „Sonst geht sie immer mit unserer Zeit. Beim letzten Mal haben wir sie selber zurückgestellt. Ob wir sie dadurch kaputt gemacht haben?“  Energisch schüttelte Yuri den Kopf. „Nein,das glaub ich nicht. Unser liebes Phantom hätte es doch gewusst...Manchmal denke ich,er weiß alles.“,setzte sie etwas leiser hinzu. „Was meinst du, hat das sonst zu bedeuten?“  „Ich weiß es nicht. Vielleicht so etwas wie eine Botschaft?“, gedankenverloren strich sich Yuri durch ihre blauen Haare. „Am besten ist, wir rufen Kyra an.“,sie schaute auf ihre Uhr. „Sie dürfte gleich Pause haben.“ „Gut“,meinte Lilly, „Und ich unterrichte das Phantom.“ , sie sprang aus ihrem Bett.

Kyra legte behutsam ihre Kameraausrüstung im Flur ab und lugte durch die Wohnzimmertür. Der Rest hatte sich schon in die Sessel vor dem Kamin zurückgezogen. Sie setzte sich auf Lillys Lehne.
„Was ist denn passiert?“;fragte sie neugierig. „Ich konnte am Handy nicht so recht folgen. Die Verbindung war sehr schlecht.“ Lilly drehte sich zu ihr um. „Die Spieluhr hat die Zeit selbstständig geändert. Unser Phantom glaubt,dass es mit Lisas Spieluhr zusammenhängen könnte.“ „Nein, nicht könnte.“, das Phantom erhob sich aus seinem roten Sessel. „Die beiden Spieluhren kommunizieren zusammen, wenn man so will.“ ,er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber dann würde sich die andere Spieluhr im Jahre 1810 befinden. Bis jetzt schien sie immer in unserer Zeit zu sein.“ ,Kyra  strich über die vergoldete Ballerina, die im Takt der Melodie zu tanzen schien. „Ich denke“, Yuri  nahm ihre Brille ab, „ das Lisa sich in dieser Zeit befindet. Das wäre die einzige Möglichkeit. Schließlich gehört die andere ihr.“  „Lilly“;Kyra reichte der rothaarigen Frau das rechteckige Kästchen, „Kannst du etwas sehen?“ Zögernd nahm sie die Spieluhr an. Ihre Fähigkeit machte ihr immer noch ein wenig Angst. Konnte sie sie noch nicht so recht kontrollieren, wie sie es sich wünschte. Lilly schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Nichts. Keine Bilder oder Stimmen. Keine Gefühle.“  „Schade.“, bemerkte Yuri, nach kurzem Schweigen setzte sie hinzu: „Was möchte Lisa überhaupt in dieser Zeit? Was ist da passiert?“  „Ich weiß es nicht.“, gab das Phantom zu. „Aber wir sollten es herausfinden. Reist ihr nach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie etwas Gutes vorhat.“, seine tiefe Stimme wurde noch dunkler.

Die 3 Freundinnen saßen weiterhin im Kreis zusammen. Jede in einem der roten Sessel. Yuri drehte langsam die Spieluhr in ihrer Hand und strich mit dem Finger über die vergoldeten Ornamente. Kyra lehnte sich zurück. „Sollten wir wirklich einfach hinterher reisen? Wie wissen nicht, was sie vorhat.“ „Doch.“, sagte Yuri beherzt. „Die Uhr zeigt an, dass sie sich Anfang des 19. Jahrhunderts befindet. Meines Wissens nach ist das die Empire-Zeit. Ich habe einen Freund, der hier am Theater arbeitet. Vielleicht kann er uns ein paar Kleider borgen, die nur ungefähr in die Zeit hineinpassen.“  „Das gefällt mir“, stimmte Lilly ihr zu, „auf Dauer immer zu stehlen ist mir zu riskant...Auch wenn wir theoretisch nicht belangt werden können.“ sie grinste.

Keine halbe Stunde später standen sie vor einem großen weißen Gebäude. Breite Stufen führten hinauf zum Eingang. „Ich war noch nie hier.“ Lilly drehte sich im Kreis, um die neuen Eindrücke aufzunehmen. Sie war fasziniert. Der Boden war mit rotem Teppich ausgelegt. Oben an der Decke schwebte geheimnisvoll ein Kronleuter und tauchte den gesamten Raum in goldenes Licht. Der Raum wurde mit verzierten Wänden eingerahmt, an diesen ebenfalls kleine Lampen angebracht waren.  Unter ihnen standen kleine, schwarze mit samt bezogene Sofas, auf denen es sich die Gäste während der Pausen bequem machten.
„Lasst uns zur Bühne gehen.“,schlug Yuri vor und marschierte voran. Sie stiegen die kleinen Stufen hinunter. Ein blonder junger Mann saß am Klavier und probte.
„Warum hat er denn hier drinnen eine Sonnenbrille auf?“, flüsterte Lilly ins Kyras Richtung. „Das Licht ist doch schon gedämmt...Künstler.“ Kyra indes musste sich das Lachen verkneifen, welches mit aller Macht versuchte, sich hinauszudrängen. „ich glaube, ihm ist es egal, ob er sie nun auf hat oder nicht.“,sie räusperte sich diskret.
Der junge Pianist horchte auf. „Yuri bist du das? Ich erkenne doch deine Schritte.“, er lachte, erhob sich um kam auf die 3 Freundinnen zu. Herzlich umarmten sich die beiden. „Ich kann dich einfach nicht täuschen. Darf ich dir meine neuen Mitbewohner vorstellen? Das sind Lilly und Kyra. Und das ist mein langjähriger guter Freund Sam. Wir kennen uns über seine Eltern. “ Sie begrüßten sich alle. „Ich habe eine Bitte an dich.“,wandte Yuri sich schließlich an Sam. „Kyra ist Fotografin und braucht für ein neues Fotobuch ein paar Kostüme. Kannst du uns helfen?“

Wenig später traten die 3 wieder in die herbstliche Frische hinaus. Langsam wurde es kälter.



Was sich auch nicht änderte, als sie im Jahre 1810 ankamen. Lilly schlang sich die Arme um den Oberkörper. Dann zerrte sie an ihrem creme-roten Kleid aus Baumwolle herum. „Irgendwie passt das alles nicht und das Korsett drückt. Darauf hätten wir auch gut verzichten können.“ Yuri warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Hör auf. Sonst fallen wir noch auf.“ „Ich glaube nicht, dass wir auffallen können.“,bemerkte Kyra. „Dieser Ort wird vom Tod heimgesucht.“, sie fröstelte. „Das ist eine Geisterstadt, in der wir gelandet sind. Ich spühre die Traurigkeit, die durch die verdorrten Pflanzen wiedergegeben wird.“ Erst jetzt wurde es allen bewusst. Die Häuser hatten verschlossene Vorhänge, auf den Straßen war es leer. Es war, als ob alles Glück diesen Ort verlassen hatte. Yuri holte die Spieluhr aus ihrer Umhängetasche. „Sie hat uns hierher geführt. Wir können nicht falsch gereist sein. Lisa muss hier sein.“ „Was ist, wenn wir zu spät kommen?“, Lilly umfasste nervös Kyras Handgelenk. Diese schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das kann nicht sein. Was sollte Lisa hier denn machen? Nein,i rgendetwas hat sie hergeführt. Irgendetwas muss hier sein.“  Wie, als würde ihn jemand oder etwas gerufen haben tauchte plötzlich ein Mann mittleren Alters auf. Er war großgewachsen, hatte dunkle Haare und einen Schnurrbart. Er trug Uniform. „Was macht ihr Mädchen hier? Ihr solltet verschwinden! Hier gibt es nichts als Unheil !“ Er wedelte mit den Händen in der Luft herum, als wollte er sie so verscheuchen. Lilly klappte den Kiefer nach unten.“Phan-Phantom?“,stotterte sie. „Was machen Sie denn hier?“ Prompt bekam sie einen Seitenstoß von Yuri. Der Mann guckte, als hätte er nicht so recht verstanden, was die rothaarige Frau von ihm wollte. „Wie bitte?“ Yuri trat vor Lilly. „Entschuldigen Sie bitte.“,sie lächelte leicht. „Es ist nur so, Sie sehen jemanden ähnlich, den wir kennen.“ „Vielleicht einem Verwandten.“,murmelte der Mann. „Bestimmt.“,Kyra deutete auf die kleine Stadt. „Was ist hier passiert? Wo sind all die Bewohner hin?“ Ihr Gegenüber ließ den Kopf hängen. „Ihr kommt nicht von hier,mh? Eine Krankheit ist ausgebrochen.“,er fuhr sich durch sein dichtes Haar. „Es fing mit einem alten Mann an und jetzt hat jeder Angst auf die Straße zugehen. Sie breitet sich aus und niemand kann sie aufhalten...Nicht mal unsere neue Ärztin.“, gequält schaute er auf. „Meine Frau und meine kleine Tochter sind ebenfalls betroffen. Sie werden sterben.“ „Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, wenn wir wieder verschwinden.“, flüsterte Lilly Kyra ins Ohr. „Das ganze macht mir Angst. Wir sind keine Ärzte. Was ist, wenn wir diese mysteriöse Krankheit auch bekommen?“ Kyra strich sich ihr Kleid glatt. „Wir wissen nicht, was es ist. Vielleicht ist es ganz harmlos. Nur die Zeit ist noch nicht so weit.“ „Und was, wenn nicht?“, Lilly fing erneut an zu zittern, aber  dieses Mal nicht wegen der Kälte.
„Ihr solltet gehen.“,sagte der Mann. „Siehst du.“,nuschelte Lilly. „Ich sag´s ja.“ Yuri trat einen Schritt auf ihn zu. „Was ist das für eine Krankheit?“ „Sie haben Schmerzen.Sie können nicht gehen. Selbst das hinsetzen fällt ihnen schwer. Meine Frau ist müde, sie kann nicht mehr. Meine Tochter kann nur noch liegen. Ihr ist so schwindelig.“ ,er schlug sich die Hände vor das Gesicht. Yuri ergriff Lilly und Kyras Hände. „Haben einige Fieber?“,wollte sie wissen. „Ja, diejenigen, die schon so lange krank sind.“
Strahlend dreht Yuri sich zu ihren Freundinnen um. „Ich glaube zu wissen, was ihnen fehlt.“ Lilly beäugte sie misstrauisch. „Seit wann bist du Ärztin?“ „Ich hab doch mal ein paar Seminare besucht, damit ich bei meinen Käufern einen guten Eindruck hinterlassen kann und da war mal von Skorbut die Rede. Manche Dinge prägen sich einfach ins Gedächtnis. Ich glaube, man nennt es auch die Seefahrerkrankheit.“,sie legte sich den rechten Zeigefinger an ihr Kinn. „Eigentlich ist es nur eine Vitaminmangelkrankheit, wenn ein Mensch zu wenig Vitamin C zu sich nimmt. Früher, auf der See, haben sich die Männer fast nur einseitig ernährt. Konservierungsstoffe kannten sie noch nicht. So starben eben ein paar von den Besatzungsmitgliedern und wenn mich nicht alles täuscht, stimmen die Symptome überein.“ Lilly war begeistert. „Was du nicht alles weißt.“ Kyra indes traute dem ganzen noch nicht über den Weg. „Die Symptome passen bestimmt auch zu ein paar mehr Krankheiten.“,sie blickte dem Mann in der Uniform in die Augen. „Sie sagten, der erste Kranke war ein älterer Mann. Fuhr er zur See?“ „Woher weißt du das?“ „Seht ihr.“, Yuri stemmt sich die Hände in die Hüften. „Und wie willst du den Menschen helfen?“,fragte Kyra. „Möchtest du jedem ein paar Zitrusfrüchte geben?“  „Das überlegen wir uns denn noch.Wir dürfen nur nicht Lisa über den Weg laufen, sonst könnte sie uns Steine in den Weg legen. Vielleicht finden wir dann heraus, was die Bewohner hier so krank macht.“, zu Lilly fügte sie leise hinzu. „Ich glaube,die Traurigkeit dieses Ortes macht Kyra zu schaffen. So pessimistisch kenne ich sie gar nicht.“ Lilly nickte nur.  

Sie gingen die kleine Auffahrt lang ins Haus der Familie Drubin, als den sich der Mann vorgestellt hatte. In einem kleinen Zimmer lagen seine Frau und seine Tochter. Das Bett war aus dunklem Holz gefertigt. Die Rückenlehne war hoch und aufwändige Schnitzereien waren eingraviert worden. Es wirkte zu groß und fehl am Platz in dem Zimmer. Das kleine Mädchen, vielleicht 6 Jahre alt, hatte einen kalten Umschlag auf der Stirn. Die Frau schlief. Selbst im kranken Zustand war sie schön. Liebevoll legte Mister Drubin seine Hand in die seiner Frau. Mit der linken griff er ein kleines Fläschchen, das auf dem Nachttisch stand. „Hier. Das ist die Medizin, weclhe die Ärztin uns gegeben hat. Aber sie hilft nicht.“ ,niedergeschlagen wandte er sich wieder seiner jungen Familie zu. „Wir sollten sie mitnehmen.“,schlug Yuri vor. „Vielleicht kann uns das Phantom helfen und rausbekommen, was das für ein Zeug ist. Jedenfalls scheint es mir so, als ob das Mittel für die Kranken verantwortlich ist.“ „Wenn Lisa es produziert hat, kann es nichts Gutes heißen.“,stimmte Lilly zu und auch Kyra hatte ihre Theorie, wenn auch eine etwas bedrückende: „Ich glaube, dass sie eigentlich nur vorhat die Familie Drubin auszulöschen. Schaut ihn euch doch an. Er ist das genaue Abbild von unserem Phantom. Zwar erschreckend, wenn ihr mich fragt, aber es ist so. Was ist, wenn sie es nur auf die Familie abgesehen hat? Immerhin hat einer ihrer Nachfahren verhindert, dass sie ihren Plan realisieren konnte. In der Zukunft könnte er ihr so nicht mehr schaden. Und sie hätte schon irgendjemand anderen gefunden, der ihr das nötige Geld gibt. Die anderen Menschen sind einfach nur eine Art Tarnung.“  „Das sie so weit gehen würde...“,Lilly zog erneut an dem viel zu engen Korsett.
„Was hilft denn meiner Familie wirklich?“, Mister Drubin hatte nur Wortfetzen mitbekommen. Yuri legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. „Es ist ganz einfach. Sie haben  Skorbut, denke ich. Ich glaube mich erinnern zu können, dass schon Mitte des 18. Jahrhunderts bewiesen worden ist, das Zitrusfrüchte helfen. Haben Sie die Möglichkeit einen Saft aus Zitronen oder Limetten herzustellen?“ Mister Drubin nickte eifrig. „Ich denke schon. Werden sie dadurch wieder gesund?“ „Soweit reicht mein Wissen nicht“,gestand Yuri. „Aber schaden wird es auf keinen Fall und sagen sie es ihren Nachbarn weiter.“ „Und auch, dass die Medizin der Ärztin nicht hilft.“,fügte Lilly hinzu.
Erneut nickte der dunkelhaarige Mann und eilte aus dem Zimmer.
„Und wir sollten uns wieder auf den Weg machen,bevor Lisa uns entdeckt.“ Da konnten Yuri und Lilly nicht widersprechen.
Als sie draußen außerhalb der Stadt angelangt waren, drehte Kyra sich nochmals um.Sie lächelte. „Der Ort kommt mir jetzt nicht mehr düster vor.“
Auf der anderen Seite der Stadt stand eine dunkelblonde Frau. Ihr Gesicht war vor Wut verzerrt. Sie blickte auf ihre Spieluhr hinab um umklammerte sie so fest,dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie schwor Rache...











 

Episode 6: Arbeit, durch die Zeit reisen und…



,,Ui ist das schön” ,Yuri schmiegte sich an ihren Freund.,, Ja, nicht schlecht, dass dieses Haus einen Whirlpool auf dem Dach hat. Und dann diese Aussicht! “ ,, Ja das Meer ist wunderschön.”,, Das Meer ist auch schön” ,Andrew grinste Yuri breit an. ,, Oh du bist unglaublich” ,Yuri gab ihm einen Klaps auf den Arm.,, Hallo, Leute.” ,Lilly ging gezielt auf den Whirlpool zu und setze sich mit hinein. ,,Ähm Lilly, was tust du hier?” , Yuri klang sehr verärgert. ,, Hey ich wohne hier auch. Ich darf mich auch mal entspannen. Hatte einen anstrengenden Arbeitstag.”, Lilly rutschte etwas tiefer ins Wasser. ,,Oh schade hier ist besetzt.” ,sagte Kyra, die mit Etienne noch auf der obersten Stufe  der Wendeltreppe stand. ,,Nein, nein hier ist noch Platz.” , Lilly winkte sie zu sich.,, Klasse. Komm, mein Herz.”, Kyra nahm ihren Freund an die Hand. ,, Wird ja immer interessanter.”, Andrew legte seinen Arm um seine Freundin. ,, Solltet ihr nicht beim Phantom sein wegen der komischen Medizin?” , fragte Yuri. ,, Nö, er untersucht sie noch.” ,antwortete Lilly. ,,Schnell macht mal Platzt, das ist kalt an der Luft.” ,Kyra ging schnell die Stufen zum Whirlpool hinunter mit Etienne im Schlepptau. ,, Es ist eigentlich total kalt und wir sitzen hier oben auf dem Dach im Wasser.” fiel Andrew auf. ,, Das Wasser ist dafür warm.” Lilly rutschte noch weiter runter bis nur noch  ihrer Nase zu sehen war. Alle schauten sich an und mussten lachen.,, Es tut mir leid, dass ich störe, aber ich hab das Ergebnis.” Erst jetzt bemerkten sie, dass er dort stand. ,, Oh Phantom. Wir kommen sofort runter. Aber vorher müssten Sie uns einen Gefallen tun. Ein paar Handtücher wären nicht schlecht. Es ist ziemlich kalt, wenn man hier hinaus steigt.”, bat Yuri. ,, Ja klar, aber warum seid ihr überhaupt… ach schon gut, ich hole die Handtücher.”

Andrew, Etienne und Lilly nahmen auf den Stühlen in der Küche platz. Kyra und Yuri nahmen die Bar. Das Phantom stand da, inzwischen mit Zetteln in der Hand.,, Nach langen Untersuchungen habe ich herausgefunden”, begann er,, Das diese Pillen sozusagen die Vitamine aus dem Körper ziehen. Das Vitamin C. Dieses Zeug existierte bisher nicht. Warum sollte es auch. Das muss von ihr kommen.” ,,Sie ist ganz schön gut darin, Sachen zu erfinden.” , stellte Etienne fest. ,,Kyra dein Freund steht auf der Seite von dieser Frau.”, Lilly schob sich mit dem Stuhl ein Stück von Etienne weg.,, Naja, schlau ist sie. Sie hat es geschafft euch diee Fähigkeiten zu geben und dann noch o einePille, die Leute krank macht.” stellte nun auch Andrew fest. ,,Was tun wir jetzt?” ,Kyra stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust, ging zum Fenster  und schaute dem Baum draußen zu, wie die Blätter im Wind tanzten, als es still in der Küche wurde. ,,Am besten warten wir bis die Spieluhr wieder ein Datum anzeigt.” ,durchbrach Yuri die Stille.

,,Bis später.” Yuri gab Andrew einen Kuss. ,,Ich bringe nur eure Kleider zum Theater zurück und dann bin ich wieder da.” ,,Vielen Dank, dass du das machst. Wir müssen echt mal was im Haushalt machen.” ,,Andrew warte auf mich.” ,Lilly lief die Treppe runter. ,, Lilly, wo willst du hin? Der Haushalt wartet.”, Yuri verschränkte die Arme. ,,Sorry Freundin, aber ich muss da jemanden besser kennenlernen.”, Lilly zog sich ihre Stiefel an und zerrte danach ihren Rock, den sie mit einer Leggings trug, wieder zurecht.,, Du hast dich ja besonders hübsch gemacht.” fiel Yuri auf. ,, Der Mann mit der Sonnenbrille, der mir immer noch ein Rätsel ist, und den breiten Schultern ,war sehr gutaussehend.” ,, Redet sie von Sam?” , fragte Andrew. Yuri nickte. ,, Gut, aber dafür wäscht du nachher Wäsche.,, Danke. ” Lilly sprang Yuri in die Arme.

Der Weg zum Theater verlief so: Andrew sagte nichts, Andrew wollte etwas sagen, hatte aber keine Chance, Lilly redete nur. Wieder war Lilly überwältigt von dem großen Saal. Aber der wurde nicht weiter begutachtet, bis sie den blonden jungen Mann sah.,, Hallo Sam.” Andrew fasste ihn an den Schultern, als er gerade die Klappe vom Klavier öffnete. ,, Oh Andrew du bist es. Du hast auch jemanden mit gebracht.” ,,Wie du das schon wieder erraten hast.” , lachte Andrew. ,,Also echt, er hat doch Augen im Kopf.” Lilly empfand die Äußerung von Andrew etwas gemein. ,, Ja, wenn mir die Augen etwas bringen würden.” , äußerte sich Sam. Lilly war zuerst verwirrt, aber dann schaute sie sich Sam genauer an. Er bewegte sich etwas steif. Tastete sehr viel in seiner Umgebung ab. Und dann wurde ihr klar was ihr entgangen ist. ,,Es tut mir leid. Ich merke erst jetzt, dass du blind bist.” ,,Oh Lilly, da fragt man sich wer hier blind ist.” ,Andrew fasste sich an den Kopf. Sam musste lachen,, Alles gut. Warum seid ihr hier?” ,, Ich möchte nur die Kleider zurück bringen und dieser Dussel möchte dich näher kennenlernen. Oder möchtest du nicht mehr?” ,,Kein Wunder, dass du und Yuri so gut zusammenpassen. Alle beide hacken auf mir herum. Jetzt geh.” Lilly drehte sich um und setzte sich auf eine Stufe. Andrew ging auf eine Tür zu und verschwand. ,, Also ich bin Samuel Blair, bin 27 Jahre alt und bin Pianist.” Lilly schaute zu Sam.,, Was? Du wolltest mich kennenlernen. Und du bist?” Lilly stand auf und ging paar Schritte auf ihn zu. ,,Ich bin Lilly Bennet und 23 Jahre alt. Ich arbeite als Kellnerin in einem Café. Und ich würde dich gerne lieber Sam nennen. Ist kürzer.” Lilly huschte ein Lächeln übers Gesicht.,, Du bist witzig.” ,,Spielst du mir etwas vor?” ,,Ja klar.” Sam tastete sich zum Klavier und setzte sich hin. Er berührte kurz die Tasten und fing an zu spielen. Lilly kannte dieses Lied nicht und sie kannte sich mit Musik aus. Sie wusste, es musste etwas selbst komponiertes sein. Sie lauschte der Melodie und beobachtete Sam. Plötzlich bemerkte sie etwas an der Melodie. Etwas das nicht dazu gehörte oder nicht richtig war. ,, Der Ton vom Cis ist nicht in Ordnung. Viel zu tief. “ platze es aus Lilly heraus und Sam hörte sofort auf zu spielen.,, Woher weißt du das? Spielst du auch Klavier?”,, Ja damals. Jetzt eher Keyboard. Mein Vater ist Musiker und ich gehe sehr nach ihm. Denke ich. Warum ist der Ton falsch?” Lilly drückte auf die Taste. ,, Das Klavier hat schon viele Jahre drauf. Das Theater hat leider nicht die finanziellen Mitteln um ein neues zu organisieren. Es wird sowieso schließen müssen.”,, Was? Doch nicht so ein schönes Gebäude. Was ist mit den Schauspielern und den Kleidern und dir?”,, Schauspieler sind fast keine mehr da. Ich finde schon etwas anderes. Und die Kleider… warum die Kleider?” ,, Ähm, wir möchten noch mehr Fotos machen. Kyra ist fotografiersüchtig.” ,, So ist es. Wir haben einfach kein gutes Programm. Die Leute haben das Interesse an diesem Theater verloren. “ Sam richtete sein Kopf zu Boden. ,, Hast du die Noten zu deinem Lied? Oder eventuell auch einen Text?” Lilly wurde ganz aufgeregt. ,, Ja beides. Ich hab sie immer dabei.” Sam kramte in seiner Tasche die neben dem Klavier stand und holte einen Zettel raus.,, Was möchtest du damit?” ,, Darf ich sie mir ausleihen? Ich komme ganz bestimmt wieder. Nicht nur mit deinem Lied auch noch mit einer anderen Überraschung.” ,,Ok, da bin ich mal gespannt.” ,,Ich auch. Ich hoffe sie machen mit. Ich denke wir sehen uns übermorgen. Da müsste ich fertig sein. War schön dich kennenzulernen.” Lilly war so aufgeregt, dass sie auch schnell verschwand, sodass Sam nur noch die Chance hatte sich die Worte selbst zu sagen,, Mir geht es genauso. War schön dich kennenzulernen.” Über Sams Gesicht huschte ein Lächeln.

,,Du willst was?” schrie Yuri. Die drei Mädels waren in Lillys Zimmer. Lilly saß vor ihrem Keyboard. Yuri lief auf und ab vor Lilly und Kyra machte es sich auf dem Bett gemütlich. ,,Ihr müsst es auch so sehen. Wir haben sonst keine Kleider für die Zeitreisen mehr.” ,,Aber warum singen? Ich hab noch nie gesungen.” Yuri lief noch immer auf und ab. ,,Es ist gar nicht so schwer. Musicals sind gerade in der Mode. Ich dachte, wir können ein kleines Stück aufführen. Ich hab hier ein paar Noten von Sam und einen Text. Er klingt zwar traurig, aber man kann ihn zum Üben nehmen.” ,, Hast du denn schon mal gesungen?” Kam auch endlich von Kyra. ,, Ja sehr viel. Mit meinem Vater” ,,Denn überzeuge uns mit deiner Stimme!” , endlich blieb Yuri stehen. ,,Gut.” Lilly legte sich die Blätter in den vorgesehenen Halter. Sie fing an die Tasten zu drücken. Kyra und Yuri waren begeistert, dass sie so gut spielen konnte, aber noch begeisterter waren sie als sie  Lillys Stimme hörten. Kyra und Yuri waren sich einig, dass Lilly ein ganz anderer Mensch war, wenn sie sang. Lillys Freundinnen gingen auf sie zu und schauten auf den Text und beide stimmten mit ein ,, Versuch einen Weg zu finden, die Träume zu jeder Zeit in dein Leben einzubinden. Sonst werden sie verschwinden. Für immer Verschwinden…” Sie hatten alle drei die gleiche Tonlage. Es machte jedem Spaß. Nachdem das Lied zu Ende war sagte Lilly:,, Mal ganz ehrlich, ihr beide hattet doch mal Gesangunterricht.” ,, Nur der Kirchenchor.” kam es von Kyra und Yuri gleichzeitig. ,, Jaja von wegen noch nie gesungen.” Lilly fing an zu lachen. ,,Gut ich bin dabei. Irgendwie müssen wir doch an die Kleider kommen.” Kyra nahm sich den Text und las ihn sich noch mal durch. ,,Was ist mir dir Yuri?” ,Lilly zwinkerte mit beiden Augen. ,, Ja, warum nicht? Du möchtest es also Sam vorführen?” ,, Genau. Denn kann er doch mit dem Besitzer sprechen und die haben dann ein neues Programm. Uns!” ,, Ich hoffe, es wird  nicht zuviel. Wir arbeiten, reisen durch die Zeit und spielen in einem Theater.” Kyra wurde skeptisch.,, Ja und wenn wir was verpassen reisen wir wieder zurück.” Kyra und Yuri schauten Lilly erschrocken an, als sie diese Worte aussprach. ,,Leute das war ein Witz. Ich komme zwar manchmal nicht so rüber, aber ich kann sehr verantwortungsbewusst sein.” Lilly klopfte sich auf die Brust. ,,Manchmal?” wiederholte Yuri ,,Na warte.” ,Lilly nahm sich ein Kissen und schmiss es auf Yuri. Das Phantom wollte gerade die Stufen hoch, aber er hörte die Frauen lachen. Er wollte nicht stören. Er war froh, dass die drei lachen konnten. Nach dem ganzen Stress, den sie hatten und noch haben werden.

Sam war schon sehr früh im Theater. Er wusste nicht, wann Lilly erscheinen wollte. Er wollte sie nicht verpassen. Dann hörte er Schritte. Mindestens von drei Personen. ,, Hallo, Sam.” Yuri ging auf ihn zu und umarmte ihn. ,,Hallo. Was machst du denn hier?” ,, Kyra, Yuri und ich haben eine Überraschung für dich. Magst du bitte dein Lied spielen.” ,,Ja gerne.” ,er tastete sich zum Klavier und fing an zu spielen. Lilly fing an die erste Strophe  zu singen. Sam war erst etwas verwundert, aber er wollte nicht aufhören. Bei der zweite Strophe fing auch Kyra an. Auch bei ihr war Sam begeistert. Schließlich kam der Refrain, den die drei Freundinnen zusammen sangen. Und die letzte Strophe machte seine langjährige Freundin Yuri. Er war erstaunt, dass Yuri überhaupt singen konnte. Er hatte sie zuvor noch nie gehört. Als das Lied zu Ende war herrschte kurz Stille, die aber kurz darauf von Sam wieder unterbrochen wurde,, Ihr seid klasse. Wirklich. Aber was hat es mit dem Theater zu tun?” ,, Wir werden es retten! Wir werden hier so etwas wie ein kleines Musical aufführen. Klein geht nur weil wir sehr viel  zu tun haben. Die übrig geblieben Schauspieler können doch auch singen. Es kann jeder singen der will. Reine Übungssache. ”, Lilly klang sehr sicher. ,, Gut, ich werde mit dem Besitzer sprechen.” , sagte Sam, als er in seiner Tasche kramte. Es viel ihm etwas heraus. ,,Oh, Moment du hast etwas fallen gelassen.” Lilly hob das Papier auf und ihr Fähigkeit tauchte wieder auf. Sie sah etwas, was sie am liebsten nicht gesehen hätte. Nachdem sie die Vision verschwunden war schaute sie auf das Papier und sah ein gemaltes Bild. Sie war sicher von wem es war. ,, Leute, wir müssen los.” Und weg war Lilly. ,, Lilly, warte doch.”, Kyra lief ihr hinterher. ,, Wir sehen uns. Wir melden uns. Also Lilly meldet sich bestimmt.” ,, Das hoffe ich.”

,, Was machst du da? Was hast du damit vor? Pack sie zurück.”, schrie Kyra Lilly an und versuchte ihr die Spieluhr weg zu nehmen.,, Was ist hier los?” , Yuri kam dazu. ,, Ich hab es eingestellt.” , Als Lilly die Worte verlor waren sie auch schon in einer anderen Zeit.

,,Was hast du getan?” fragte Kyra. ,, Was ist das für eine Baustelle?” Yuri schaute sich um. ,,Das muss das Haus sein in dem wir leben. Es wird erst gebaut. Wir sind 9 Jahre zurück gereist.”, Lilly lief los. ,, Was hat sie? Yuri, komm schnell.” Kyra wollte los laufen, als sie Yuris traurigen Gesichtsausdruck sah. ,,Heute passiert es. Der Unfall.” ,,Jetzt sprich nicht du auch noch in Rätseln. Komm mit” Kyra nahm ihre Freundin in die Hand und sie liefen Lilly hinterher. Lilly schnaubte. Ihr brannte die Brust. ,, Ich muss sie hier aufhalten”, Lilly war sich sicher. ,,Jetzt klärt mich mal auf.” , befahl Kyra. ,, Lilly hat durch das Bild den Unfall gesehen. Sam hatte mit seiner Familie vor 9 Jahren einen schweren Unfall. Ein Stück weiter entfernt lief ein Reh über die Straße und rammte das Auto. Den Eltern ist weiter nichts passiert. Sam verlor sein Augenlicht. Das war aber nicht das schlimmste..” ,,Sam verlor seine Schwester” , unterbrach Lilly Yuri. ,,Nein , nein das darfst du nicht machen. Du darfst die Geschichte nicht verändern.”, Kyra packte Lilly an den Schultern. ,,Yuri kann dem Reh sagen, dass es nicht über die Straße gehen darf. Dann ist es niemals passiert. Wir haben doch auch von dem Phantom die Vorfahren gerettet damit er existiert oder Mary, die haben wir auch glücklich gemacht.” ,, Lisa ist in die Vergangenheit gereist und wollte die Geschichte ändern. Wir haben sie nur gerichtet. Mary hatte nichts mit dem Tod zu tun. Was passiert wohl in unserer Gegenwart, wenn die Schwester noch da ist? Ich weiß, es ist traurig. Aber solche Dinge passieren leider.” ,Kyra sah wie sich Lillys Augen mit Tränen füllten. ,,Andrew und ich sind mit Sam schon sehr lange befreundet. Er ist so etwas wie mein bester Freund geworden. Glaube mir, ich würde ihn auch gerne helfen. Kyra hat recht. Lass uns nach Hause reisen.” Lilly lockerte ihren Griff von der Spieluhr und gab sie Kyra.

 

Und schon standen sie wieder in ihrer Zeit.

 

 

                                                   Episode 7: Lisa



Yuri Davids öffnete die Haustür, schmiss eine Aktentasche in die Ecke, durchquerte das Wohnzimmer sowie die Küche und ließ sich auf einen der Stühle auf der Terrasse nieder. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Neben sich hörte sie ein leises Kichern. ,,Du hast wohl einen anstrengenden Tag gehabt”, meinte Kyra und zog sich ihre Jacke fester um sich. Es war bereits November. Yuri stöhnte auf. ,,Ja, mir ist ein Käufer abgesprungen und die Auktion lief auch nicht besonders. Ich sollte mir einen anderen Job suchen.” Sie zwinkerte ihrer Freundin zu. ,,Die Leute stehen einfach nicht mehr auf Antiquitäten. “ Beruhigend tätschelte Kyra ihre Hand. ,,Das wird bestimmt wieder.”  Yuri nahm ein paar Haarnadeln aus ihrer Hochsteckfrisur und schüttelte es aus. ,,Wo ist Lilly? Hatte sie keinen Dienst im Café?” Kyra nickt. ,,Ja, schon. Aber dann ist sie noch mit ihrer Schwester, Marina, weiter in die Stadt gefahren. Die brauchte wohl noch ein Weihnachtsgeschenk für ihren Freund. Komm, lass uns reingehen, es wird dunkel und kalt.”  Yuri erhob sich und streifte ihre Handschuhe ab. Dabei fiel ihr Blick auf ihr neues Tattoo am linken Handgelenk.  Kyra bemerkte den Ausdruck auf ihrem Gesicht. ,,Ich fand die Idee von Lilly toll. Ein sogenanntes Freundschaftstattoo zu entwerfen.” Dabei schnitt Kyra eine Grimasse.
 
,,Ich bin zu Hause und habe Besuch mitgebracht!” Lilly rief so laut, dass selbst Yuri und Kyra sie auf der Terrasse hören konnten.  Mikhael Davids Kopf tauch in der Tür auf. Yuri sprang auf und schloss ihren Bruder freudig in die Arme. Dieser legte seine Arme fest um ihre Taille.  ,,Lang nicht mehr gesehen”, flüsterte er ihr ins Ohr. Yuri ließ ihn los und gab ihm einen Klaps auf den Arm. Sie fing an zu lächeln. ,,Ich hab eben viel zu tun.” ,,Ich hab Lilly in der Stadt mit ihrer Schwester Marina getroffen. Hübsches Ding.” Er zwinkerte Lilly zu. Yuri packte Mikhael am Arm und zog ihn mit sich durch die Küche in das Wohnzimmer. ,,Setzt dich und erzähl mal wie es unseren Eltern geht. Die hab ich auch schon länger nicht mehr gesehen.”  Lilly und Kyra ließen die Geschwister alleine und zogen sich in das Zimmer von Lilly zurück.  

Irgendetwas stimmt nicht. Dessen war sich Kyra sofort sicher, als sie aus ihrem tiefen Schlaf erwachte. Jemand war im Haus.  Sie schob die Bettdecke beiseite und schlich, so leise wie sie konnte, die Treppe hinunter. Obwohl ihr Zimmer zwischen den von Yuri und Lilly lag, wollte Kyra sie nicht wecken, das hätte womöglich den Einbrecher alarmiert.  Unten angekommen wandte sie sich nach links und lugte in das Wohnzimmer. Eine zierliche Frau war gerade dabei die Schränke gegenüber zu durchwühlen.  Gerade wollte Kyra sich bemerkbar machen, als die Frau sich umdrehte und ihr, so schien es Kyra, direkt in die Augen guckte. Trotz der Dunkelheit die im Zimmer herrschte. ,,Wo ist sie?”, schrie sie,,, wo ist meine Spieluhr!” ,,Sie sind Lisa Allen” brachte Kyra mit erstickender Stimmer hervor. Ihr Mund schien wie ausgetrocknet. Sie konnte nicht glauben, dass Lisa es gewagt hatte in ihr Haus zu kommen. ,,Ihr werdet sie mir geben, sie gehört mir.” Die leicht ergraute Frau zog ihre Spieluhr hervor. Sie waren identisch. Dann war sie verschwunden. Es dauerte nur einen Augenblick bis Kyra sich erholt hatte. Schnell lief sie die Treppe hinauf. ,,Lilly! Yuri! Ihr müsst sofort aufwachen. Wir müssen ihr folgen!”  Eine verschlafene Lilly erschien im Türrahmen. Sie rieb sich die Augen und blinzelte gegen das Licht an, was jetzt im Flur brannte. ,,Wem müssen wir folgen?” ,,Lils. Lisa Allen. Sie war hier. Aber Gott- sei- Dank konnte sie die Spieluhr nicht finden. Sie wollte die Spieluhr. Schnell Yuri, beeil dich.!”  Zwar hatte Yuri das Bedürfnis ihre Freundin kräftig bei den Schultern zu packen und zu schütteln, verwarf den Gedanken jedoch schnell und brachte die geforderte Uhr. ,,In welche Zeit ist sie gereist.” Kyra strich sich ihr dickes schwarzes Haar hinter das Ohr. Während Lilly noch etwas teilnahmslos daneben stand antwortete Yuri. ,,20 Jahre zurück. Wieso ist sie nur 20 Jahre zurück gereist?” ,,Finden wir es heraus. Lilly, komm!” Kyra packte die junge Frau am Arm.




Das Licht flackerte. Im Raum war es still. Beängstigend still. Eine junge Frau saß am Bett. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben. Lautlos strömten Tränen über ihr Gesicht. Dann griff sie mit der von Tränen feuchten Hand nach der ihrer Schwester. ,,Du darfst mich nicht verlassen. Die Ärzte haben keine Ahnung. Ich verspreche dir, ich werde ein Medikament erfinden, mit dem ich dich heilen kann. Du musst nur noch etwas durchhalten.” Das stetige Piepen der Geräte im Zimmer hörte sie schon nicht mehr.

Lilly sah sich bestürzt die Szene an, die sich ihnen da bot. Vergessen war, dass sie eigentlich im Pyjama dort standen. ,,Versteht ihr jetzt, warum ich es tun musste?” Die Stimme kam direkt von hinten. Erschrocken drehten sich die drei um. Die Frau die jetzt vor ihnen stand hatte ihr braunes Haar, was schon von grauen Strähnen durchzogen war, zu einem festen Dutt auf dem Hinterkopf hochgesteckt. Sie strich sich gerade den braunen Rock glatt, als sei dieser zerknittert. Dann schob sie ihre Brille auf der Nase zurecht. Mit hocherhobenen Kopf sagte sie:,, Wie ich sehe, erkennt ihr mich. Ich bitte euch nur, mir die Spieluhr auszuhändigen.” Sie lächelte freundlich. ,,Das dürfen wir nicht”, zischte Yuri den anderen zu. ,,Das Phantom hat es strengstens verboten. Wer weiß, was sie tun kann und wird wenn sie beide hat.” Lilly fuhr sich nervös durch ihr rotes Haar. ,,Aber was sollen wir tun? Sieh  dir doch mal an, was hinter uns passiert. Hätten wir nicht genau das selbe getan?” Skeptisch blickte Kyra ihre Freudnin Yuri an. ,,Ich glaub Lilly tut das ganze nicht gut. Die ganze Atmosphäre hier, meine ich. “  Yuri nickte. ,,Wir sollten wieder gehen.” ,,Nein”, brach es aus Lilly heraus. ,,Ich möchte wissen, was genau sie mit der Uhr vorhat.”  Lisa verzog den Mund zu einem Grinsen. Irgendwie maskenhaft, dachte Yuri. ,,Du bist Lilly. Ich weiß noch wie du mit deiner Schwester immer gespielt hast.” Einladend streckte sie ihr die Hand entgegen. ,,Komm, ich erzähl dir alles.” Ohne zu zögern ergriff Lilly die ihr dargebotene Hand. Kyra und Yuri konnten nur wie erstarrt zu sehen. ,,Yuri, was sollen wir jetzt tun? Wir können hier schlecht einen Aufstand machen, was, wenn andere auf uns aufmerksam werden. Das ist ein Krankenhaus.” ,,Das weiß ich auch”, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. ,,Aber wir können ja schlecht ohne sie zurückreisen.”  ,,Vielleicht solltest du mit ihr reden. Du kannst doch auch das wildeste oder scheueste Tier beeinflussen.”  ,,Das ist das Problem, meine Fähigkeit bezieht sich eben auf Tiere. Lilly ist diejenige von uns, die ihre Fähigkeit auf Menschen ausdehnen kann.” Kyra ballte ihre Hände zu Fäuste. ,,Und genau das weiß Lisa und genau das ist unser Problem!”  

,,Verstehst du, was ich meine.” Wild gestikulierte Lisa hin und her. ,,Stell dir doch vor, wie es dir ergehen würde, wenn Marina dort liegen würde. Du liebst sie und tust alles, damit es ihr gut geht. Ich bin wie du. Ich will meiner Schwester helfen.” Die ganze Zeit über hatte Lisa ihre Hand gehalten. Inzwischen fühlte Lilly ihre Trauer, als ob es ihre eigene wäre. Dann wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. ,,Komm, Lilly.” Wie durch einen Nebel sah sie 2 junge Frauen, die ihr die Hände entgegenstreckten. ,,Lass uns nach Hause gehen. Du hast doch sicher genug gehört.” Kyra bemühte sich um ein Lächeln. Doch Lilly schüttelte energisch den Kopf.  ,,Nein, ich will ihr helfen. Ich bleibe bei Lisa.”  Kyra und Yuri wechselten besorgte Blicke. Yuri versuchte es noch mal. ,,Aber denk doch nur an die Menschen, die du zurück lässt. Denk an Marina und was ist mit Sam? Du möchtest ihm doch so gern helfen und ihn näher kennenlernen.” Kyra harkte mit ein. ,,Und wir drei? Wir lernen und doch jetzt richtig kennen und bald ist Weihnachten. Denk doch mal daran, wie sehr du dich gefreut hast das Haus zu schmücken und den Baum.” Langsam wich der Nebel, der gerade in Lillys Kopf herrschte der Klarheit. Langsam nickte sie. ,,Du darfst sogar mein Zimmer mitschmücken”, setzte Yuri noch hinzu. Das Lächeln auf Lillys Gesicht wurde breiter. Als Lisa das erkannte, ergriff sie Lilly hart am Arm. ,,Du kannst nicht mit.” Der Griff wurde immer fester. ,,Wenn du zurück gehst, wirst du es bereuen.”  Lilly riss sich los. ,,Das denke ich nicht und wenn, dann habe ich Freunde die mich auffangen.” Schnell eilte sie zu ihren Freundinnen und ließ Lisa alleine zurück.

 




Im Kamin flackerte das Feuer. Mit einem heißen Kakao saßen alle drei in ihren Sesseln, in eine Decke gekuschelt. Zum Glück war am nächsten Tag Samstag. Die Uhr schlug 4.00 Uhr. Gedankenverloren starrte jede vor sich hin, dann brach Kyras Stimme die Stille. ,,Das war ja mal ein kleines Abenteuer. Was hat Lisa dir eigentlich erzählt, Lilly?”  ,,Das erzähl ich euch beim Frühstück.” Sie erhob sich. ,,Jetzt überlege ich erstmal, wo wir hier eine Alarmanlage installieren können und dann werde ich versuchen zu schlafen.”  Kyra und Yuri saßen stattdessen noch lange vor dem Kamin, sodass Lilly sie am nächsten Morgen eingeschlafen in den Sesseln fand.

 

 

 

Episode 8: In Flammen



Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel herab und hüllten die Welt draußen in eine weiße Decke. Seit Tagen hörte es fast gar nicht mehr auf zu schneien. Es war der 22.Dezember, kurz vor Weihnachten.
Kyra stand an ihrem Fenster und guckte auf die schneebedeckte Straße. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schulter als sie sich noch mehr nach vorne beugte, weil sie meinte, sie könnte dann besser sehen. Die Fensterscheibe beschlug durch ihren Atem. An ihrer Tür klopfte es leise. Lilly steckte ihren Kopf vorsichtig hinein. „Kyra? Yuri hat das Abendbrot fertig. Kommst du?“ ,sie trat zu ihrer Freundin an das Fenster und blickte ebenfalls hinaus. Kyra seufzte leise. „Ich komme nicht runter.“,sagte sie. „Ich möchte gern warten.“ Lilly fasste sie an die Schulter. „Lass uns im Wohnzimmer essen.“,schlug sie vor. „Dann sehen wir auch,wenn jemand kommt.“
Kyra gab sich geschlagen. „Na schön.“
Gerade als die beiden Freundinnen die Zimmertür schließen wollten, erhellte der Lichtstrahl von Autoscheinwerfern das Zimmer. Das Motorengeräusch wurde leise, dann war es dunkel.
„Ha!“,rief Kyra und lief durch den Flur die Treppe nach unten. „Yuri,Lilly, da sind sie!“ Mit viel zu viel Schwung riss sie die Eingangstür auf, so dass der Schnee vom Dach rieselte. Eine Gestalt kam den Weg entlang. In der einen Hand hielt sie eine kleine Reisetasche, an der anderen hatte sie ein Kind. Ihr Gesicht erhellte sich. „Wir haben es geschafft!“, rief sie und lachte. Der kleine Junge ließ die Hand der jungen Frau los und lief auf den erhellten Eingangsbereich zu. „Kaaaaayraaaa.“, jauchzte er und sprang ihr sogleich in die Arme. Sie drehte sich einmal mit ihm, gab ihm ein Kuss auf die rechte Wange und platzierte ihn auf ihrer linken Hüfte. Mit dem linken Arm umarmte sie ihren Gast. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wieso hat das so lange gedauert?“ Das Gesicht der Frau war gerötet. Sie nahm sich die Mütze vom Kopf und schwarze lange Haare fielen ihr über den Rücken. Sie lächelte und zog sich ihr Haarband zurecht. „Die Straßen sind schrecklich.“, antwortete sie. „Und dann ist natürlich noch mein Handyakku leer gegangen.“ Kyra guckte sie etwas bedrückt an, doch dann drehte sie sich um und grinste Lilly und Yuri an. „Darf ich euch meine Schwester vorstellen?“, fragte sie, fast zu höflich. „Victoria, oder kurz ,Vicky.“ , fiel Victoria ihrer Schwester ins Wort und reichte den beiden ihr gegenüber die Hand. Entschuldigend drehte sie sich zu Kyra um. „Und das hier“, Kyra deutete mit dem Kopf auf den kleinen Jungen in ihrem Arm, den sie sich noch einmal zurechtrückte weil er anfing ihr daraus zu entgleiten. „Das ist mein kleiner Neffe Elias.“, erneut drückte sie sich an ihn.

Kurze Zeit später saßen sie alle im Wohnzimmer. Yuri und Lilly hatten es sich in den beiden Sesseln bequem gemacht,während Kyra mit Victoria und Elias auf der großen Couch saßen. Der Kleine war in einer Wolldecke eingehüllt und langsam fielen ihm die Augen zu. Victoria strich ihm behutsam durch sein kurzes dunkles Haar. „Die Fahrt war sehr lang.“, meinte sie leise.
Kyra lehnte sich zu ihrer Schwester rüber. „Ich freue mich so, dass ihr da seid. So können wir die Tage vor Heilig Abend noch gemeinsam verbringen. Oh und morgen lernst du endlich Etienne kennen.“ „Vicky kennt deinen Freund nicht?“,fragte Lilly erstaunt. „Nein, leider nicht.“, antwortet Victoria. „Wir sind doch erst ein halbes Jahr zusammen.“, bemerkte Kyra. „Irgendwie war da noch keiner Zeit sie miteinander bekannt zu machen.“ Sie spürte den bedauernswerten Druck der Hände von Victoria. Konnten die beiden Schwestern sich doch zu selten sehen.
Yuri streckte sich in ihrem Sessel. „Was meint ihr? Heute ist der 4. Advent. Sollten wir die vierte Kerze nicht anzünden? Den ganzen Tag haben wir gewartet.“ Sofort sprang Lilly auf  und eilte zur Kommode gleich gegenüber. „Ich möchte das machen.“,grinste sie. „Durch meine Arbeit im Café musste ich die letzten Sonntage darauf verzichten.“ Entschlossen griff sie nach der Streichholzpackung und zündet das kleine Holzstück an. Als sie den Docht der Kerze berührte, war ihr, als könnte sie durch die Flammen hindurch etwas erkennen. Der Feuerschein schien viel größer auf einmal und einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob die anderen es auch sehen  konnten. Wie in Trance zündete sie alle vier Kerzen an. „Ich hasse Weihnachten. Weihnachten ist schwachsinn. Gott, du hast mir alles an diesem verfluchten Tag genommen. Wo ist deine Güte?“ Etwas großes, mächtiges knallte zu Boden. Es war ohrenbetäubend laut. Lilly hatte das Gefühl, sie stünde in Flammen.
„Hey, Lilly, was hast du?“, beunruhigt war Yuri aufgestanden und zu ihrer Freundin getreten. Behutsam umfasste sie ihren Ellenbogen. Besorgt warf sie einen Seitenblick auf Kyra.  Lilly schüttelte kräftig den Kopf. „Sorry“, meinte sie beschwichtigend. „Es ist nichts. Ich war gerade nur sehr weit weg.“ ,sie lächelte leicht und setzte sich dann wieder auf ihren Platz. Auf keinen Fall wollte sie den Abend für Kyra und ihre Schwester verderben indem sie von ihrer Vision erzählte.

Kyra hatte ihr Zimmer an ihre Schwester und ihrem Neffen abgetreten und schlief bei Lilly mit. Sie drehte sich zu ihr um und stütze den Kopf auf ihre linke Hand. „Was hast du gesehen?“,fragte sie leise. „Vorhin,als du die Kerzen angezündet hast?“ Lilly kam gar nicht dazu zu antworteten,denn in dem Moment öffnete sich leise die Tür. Yuri lief auf leisen Sohlen, im Pyjama, zum Bett hin und setzte sich auf die Kante. „Also,was hast du gesehen?“,begann sie sofort. Lilly fiel mit einem dumpfen Geräusch zurück aufs Bett und drückte sich ihr Kissen ins Gesicht. „Ihr seid unverbesserlich.“,murmelte sie. Dann drang ein tiefes Seufzen aus ihrer Kehle. „Ich habe eine Stimme gehört.“,sie setzte sich wieder auf und kniff in das Kissen, was sie jetzt vor ihrem Bauch hielt. „Es war eine junge, männliche Stimme.“, ihre Blicken gingen zur Zimmerdecke, ihr Gesicht verzog sich fast qualvoll. Als würde es die Gefühle der anderen, fremden Person widerspiegeln. „Ihm muss irgendetwas zugestoßen sein. Ich denke, seine Familie ist gestorben. Vielleicht in einem Feuer. Mir wurde plötzlich so warm, als stünde ich mittendrin.“ Yuri wurde nachdenklich. „Wir sollten ihm helfen, meint ihr nicht?“

Wenig später wurde die Ballerina in dem Kästchen gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Lilly hatte die Zeit in die sie reisen wollten einfach eingestellt. 21. Dezember 1845. Der 4. Advent.


Es war unglaublich heiß. Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige Feuerwand. Das Haus brannte lichterloh. Flammen stießen in den Himmel, als wollten sie ihn mitverbrennen. „Was ist hier passiert? Wo sind wir?“,fragte Yuri und starrte mit weit aufgerissen Augen auf das Szenario vor ihnen. Sie wichen ein paar Schritte zurück. Kyra schien sich fast zu krümmen, die Schmerzen des Ortes setzten ihr zu. In diesem Moment wusste sie, was Lilly gefühlt haben musste. Yuri umfasste sie an den Schultern. „Wir müssen hier weg.“, meinte Lilly und sah den hilflosen Menschen zu, die mit Wassereimern versuchten, den Brand zu löschen. „Egal was passiert ist, wir kommen zu spät“, Kyra spürte, wie die Verzweiflung sie auszufüllen schien. Yuri drehte sich noch einmal um und sah einen Jungen hinter ihnen stehen. Nur ein paar Meter entfernt. Sie tippte Lilly an. „Schau mal, vielleicht trügt meine Menschenkenntnis mich, aber ich kann mir nicht helfen. Ich denke, das ist das Gesicht, passend zu der Stimme,die du gehört hast.“ Sie griff nach den Händen ihrer Freundinnen und stampfte auf den Jungen zu. Sein Blick schien fast teilnahmslos zu sein. Mit leeren Augen guckte er zu den Flammen empor.  Dann bemerkte er die 3 jungen Frauen, die nun dicht vor ihm standen. „Was ist passiert?“,kam Yuri gleich zum Punkt. Er seufze und zog sich seine alte gestreifte Weste, wie zum Schutz, fester um sich. „Ich wollte das nicht.“,er fuhr sich mit dem Handballen über die Augen. Keiner durfte ihn weinen sehen. Er hatte genug geweint, als seine Familie vor 5 Jahren, einen Tag vor dem Heiligen Abend, bei einem Brand ums Leben kam. Er war gerade einmal 10 Jahre alt gewesen. „Ich hatte einen Streit mit Herrn Wichern. Wütend, wie ich war, habe ich einen Holzschemel nach dem Adventskranz geworfen, den wir an die Decke gehängt haben. Die brennenden Kerzen sind umgefallen. Sie müssen nicht richtig befestigt worden sein. Plötzlich brannte es.“,er ließ die Schultern hängen. „Wir bekommen das wieder hin.“,sagte Kyra zuversichtlich. Sie schlug die Arme um sich, ihr war kalt, obwohl die Luft erhitzt war. Der dunkle Rauch kam näher.



Wenig später befanden sie sich am gleichen Ort. Nur war es ein kalter, klarer Winternachmittag. Es dämmerte schon und die Straßenlaternen wurden angezündet. Sie standen vor einem großen, alten Bauernhaus. Davor spielten ein paar Kinder im Schnee. „Ich weiß jetzt, woher ich den Namen des Mannes kannte.“,sagte Yuri. „Herr Wichern ist, wenn man so will, der Erfinder des Adventskranzes. Ich glaube, er hat ein paar Kinder aufgenommen, die heimatlos waren.“,sie lächelte. „Um den Kindern zu zeigen, wann Weihnachten ist, hat er ein altes Wagenrad genommen und darauf Kerzen platziert. An jedem Tag wurde eine rote kleine Kerze angezündet und an den Adventssonntagen jeweils eine große weiße.“ „Was die nicht immer alles weiß.“,murmelte Lilly. Yuri zuckte grinsend mit den Schultern. „Berufsrisiko.“
Yuri sollte recht behalten. Als sie durch die Tür traten, sahen sie ein riesiges Wagenrad an der Decke hängen. Die 4. weiße Kerze war schon angezündet. Ansonsten war der Raum leer.  „Und was jetzt?“, Kyra blickte sich im Raum um, dann sahen sie den Jungen eine enge Holztreppe hinunterkommen. Ruckartig blieb er stehen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er sie an. „Wer seid ihr?“ , seine Blicke musterten sie von unten nach oben. „Wir scheinen nicht die heutige Mode getroffen zu haben.“,flüsterte Lilly. Sie fühlte sich unwohl. Kyra trat ein paar Schritte vor. „Wir sind hier,um dir zu helfen.“ ,begann sie, wusste aber nicht mehr weiter. Der Junge grinste. „Mir? Wieso solltet ihr mir helfen? Guckt euch doch an.“,er trat gegen einen alten Holzschemel. Es war der, mit dem er später das Haus in Flammen stecken würde. „Hör zu, wir wissen, wer du bist, auch wenn du leider nicht mehr weißt, wer wir sind, können wir dir vielleicht ein bisschen helfen. Bevor du dich selber zerstörst.“,Kyra legte sich die rechte Hand ans Herz und schloss sie zu einer leichten Faust zusammen. Er lachte auf und fuhr sich durch sein kurzes blondes Haar. „Ihr müsst verrückt sein. Ja,ganz bestimmt.“  Doch dann hörte er schließlich doch zu. Irgendwann, viel später, betrat Herr Wichern den Raum.
An diesem 4. Advent gab es keinen Brand mehr.



Victoria saß auf Lillys Bett. Mit den Händen spielte sie an den roten Vorhängen, die herabfielen.  Sie machte sich Sorgen. Alle 3 waren verschwunden. Es war bereits 7 Uhr morgens. Elias war irgendwann in der Nacht wach geworden und Victoria hätte Kyras Hilfe gebraucht, aber nirgendwo war sie zu finden. Sie legte den Kopf an den Bettpfosten und schloss für einen Augenblick die Augen.
„Vicky?“ Sie riss die Augen auf und guckte direkt in die blauen Augen ihrer Schwester. Ihre Blicke wanderten zu Yuri und Lilly. Victoria legte die Stirn in Falten. „Wo seid ihr gewesen?“ Kyra legte die Hände auf die ihrer Schwester, auch sie schaute zu ihren Freundinnen auf. „Ich glaube,wir müssen unseren Familien alles erzählen...“


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